Individuell muss nicht teuer sein. Das zeigen zahlreiche Häuser,
die von Architekten gestaltet sind und trotzdem weniger als 200.000
Euro kosten. Wer beim Hausbau ordentlich Geld sparen will, muss nur
einige Regeln beachten - oder selbst anpacken.
Die Frage "Wie will ich wohnen?" kommt stets im Doppelpack
mit "Kann ich mir das leisten?". Der Bau eines Eigenheims ist immer noch
die größte Einzelinvestition im Leben eines Deutschen. Nirgendwo sonst
stellt sich deshalb die Frage danach, wo genau Kostenfallen und
Sparpotentiale liegen, dringlicher. Schließlich wollen die meisten
einfach nur ein Haus bauen - und nicht ihre ganz private Elbphilharmonie.
Aber muss es deshalb ein Haus von der Stange sein, vom Bauträger oder
der Fertighaus-Firma? Oder ist auch für Normalverdiener ein
maßgeschneidertes Haus realistisch? Eins, das vom Architekten entworfen
wurde, nur für diesen einen Bauherren und einen ganz spezifischen Ort?
Ja, auch in
der Economy Class sind individuelle Bauwerke möglich, bereits ab weniger als 125.000 Euro.
Eigenleistungen können Tausende Euro sparen
Der Preis bezieht sich auf die Baukosten inklusive aller Honorare,
aber ohne Grundstück, Garten, Terrassen oder Carports. Oft sind aber
Eigenleistungen nötig: Bis zu 16.000 Euro kann nach einer Untersuchung
der Architektenkammer Sachsen-Anhalt derjenige sparen, der sein Haus
selber mauert. Andere Posten wie das Verlegen von Böden (2000 Euro)
schlagen mit geringeren Summen zu Buche.
Im Umkehrschluss heißt das: Wer handwerklich nicht begabt ist oder
keine Zeit hat für den Hausbau, muss tiefer in die Tasche greifen. Ein
einfaches Architektenhaus kann dann schon mal 200.000 Euro und mehr
kosten.
Inklusive ist dann aber auch das Know-how des Architekten im Umgang
mit Handwerkern und Behörden. In der Regel wird der Architekt auch die
Besonderheiten des Grundstückes beim Entwurf berücksichtigen sowie
dessen Bezug zu Landschaft und Nachbargebäuden. "Viele Menschen denken,
dass man ein Haus nur fertig kaufen kann, sie wissen gar nicht, dass es einen
gibt, der es mit ihnen zusammen so entwickelt, wie sie es haben wollen."
Tatsächlich werden in Deutschland rund 80 Prozent der Häuser ohne
Architekten gebaut. Die allermeisten Gebäude stammen von Bauträgern und
Fertighausfirmen. "Auf diese Weise, investieren manche
in den Kauf eines neuen Autos mehr Zeit als in ein Bauprojekt - und das,
obwohl es um viel mehr Geld und um langfristigere Entscheidungen geht."
Und um Perspektiven des Lebens. So kann es auch zum Sparprogramm
gehören, ein Haus so anzulegen, dass aus Kinderzimmern später leicht
eine Einliegerwohnung gemacht werden kann. Oder das Haus darauf
vorbereiten, einmal die eigenen Eltern aufzunehmen.
Klein und einfach statt groß und verschnörkelt
Wie aber muss ein Haus gestaltet sein, um im Hier und Jetzt besonders kostengünstig zu sein?
- Erstens: möglichst klein. Bau- und Innenausbau machen zusammen rund 40 Prozent an der Gesamtinvestition inklusive Grundstück aus. Entsprechend lässt sich an dieser Stelle besonders gut sparen - auch durch Weglassen. Wirklich günstige Häuser haben meist nur zwischen 80 und 120 qm Wohnfläche.
- Zweitens: Die Silhouette sollte kompakt und möglichst einfach sein. Ein Erker von drei Kubikmetern schlägt nach Berechnungen der Architektenkammer Sachsen-Anhalt mit 3000 Euro zu Buche, ein Balkon mit 4000 Euro, eine einzelne Dachgaube kostet im Schnitt 1750 Euro.
Doch der Vorteil von geringer Größe und einfacher Gestalt geht über
Ersparnisse im Materialeinsatz hinaus. Beides zahlt sich auch im
späteren Betrieb aus: Wenig Außenfläche bedeutet geringere Heizkosten.
Baut man eine Doppelhaushälfte, fallen die Heizkosten noch geringer aus.
Die ewige Streitfrage unter den Sparfüchsen ist die nach dem Keller.
Immerhin macht der im Schnitt sieben Prozent der Gesamtinvestition aus.
Doch wer keinen Keller hat, muss sich Platz für Haustechnik
und Stauraum woanders suchen. Findige Köpfe schauen dafür unter den
Treppen nach oder bei Satteldachhäusern im Spitzboden, dem Raum zwischen
Obergeschossdecke und Dachfirst.
Günstig wirken sich auch einheitliche Fenster- und Türgrößen aus - zehn
gleich große Fenster zu bestellen, ist eben billiger als individuelle
Formate. Vorteilhaft ist auch der Einbau von Festverglasung. Das sind
Fenster, die sich nicht öffnen lassen - selbstverständlich geht das nur
dort, wo ein Raum anders gelüftet werden kann und die Möglichkeit zur
leichten Reinigung besteht.
Besonders preiswerte Baumaterialien sind Beton-Fertigteile für
Außenmauern, Decken und Böden. Wer es avantgardistisch mag, kann sein
Haus mit Faserzement-Platten verkleiden - sie sind in vielen Farben
lieferbar. Als Materialien für den Innenausbau bieten sich Restposten an
- oder gar Material aus Abrisshäusern.