Freitag, 21. Januar 2011

Grundsätze bei der Planung einer Dachbegrünung

Grundsätze bei der Planung einer Dachbegrünung

Dass eine Dachbegrünung u.a. die Lebensdauer von Dachabdichtungen nachhaltig erhöhen, ist allgemeiner Wissensstand. Um sie über viele Jahrzehnte schadensfrei zu erhalten sind einige Grundsätze zu beachten:
  1. Fachgerechte Ausführung der Dachabdichtung nach den Flachdach-Richtlinien
  2. Fachgerechte Ausführung der Dachbegrünung nach den FLL-Richtlinien
  3. Fachgerechte Pflege der Dachbegrünung nach den FLL-Richtlinien und den Empfehlungen von FBB/ZVDH/BGL
Im Folgenden sollen die wichtigsten Planungspunkte kurz an- und ausgeführt werden.

Wurzelschutz
  1. Die Dachabdichtung bzw. die Wurzelschutzbahn muss das FLL-Prüfverfahren auf Durchwurzelungsfestigkeit ohne Beanstandungen erfolgreich absolviert haben. Dabei wird in einem von der FLL (Forschungsgesellschaft Landschaftsentwicklung Landschaftsbau) vorgegebenen zwei- oder vierjährigen Untersuchungsverfahren die Wurzelfestigkeit und ggf. Rhizomfestigkeit überprüft und ein Untersuchungsbericht angefertigt.
  2. Der Wurzelschutz muss je nach Dachneigung 5-10 cm im Randbereich über die Oberfläche des Substrats hinausgezogen, wegen der Gefahr der Hinterwurzelung fixiert und vor mechanischer Beschädigung und UV-Strahlung geschützt werden.
  3. Begrünte Dachflächen sollten vollflächig mit Wurzelschutz unterlegt werden, d.h. auch die Bereiche, die nicht direkt begrünt sind ( wie z.B. Kiesrand, Terrasse). Denn bei fehlender bzw. mangelhafter Pflege können sich auch bei vormals unbegrünten Teilflächen Pflanzen spontan ansiedeln.
  4. Nur erfahrene und qualifizierte Fachfirmen sollten diese Arbeiten durchführen.
Zusätzliche Flächenlast

Extensivbegrünungen wiegen in der Regel 80–170 kg/m², bei „Leichtdachbegrünungen“ sogar nur etwa 50 kg/m². Die intensive Dachbegrünung hat eine Flächenlast ab ca. 300 kg/m². Die Angaben beziehen sich auf den wassergesättigten Zustand mit Vegetation. Die Schneelast ist gesondert zu berechnen.
Dachneigung

Eine Dachbegrünung ist ohne größere Probleme bei Dachneigungen von 0° bis etwa 30° zu bauen und zu pflegen. Erfahrene Systemanbieter und Fachfirmen errichten in Sonderfällen auch Steildächer von 45°-90° (Tonnendächer). Dächer mit einem Gefälle unter 2 % stellen nach den Flachdachrichtlinien Sonderkonstruktionen dar, wodurch erhöhte Anforderungen an die Dachabdichtung gestellt werden. Bei der intensiven Dachbegrünung sind aufgrund des gewünschten Wasserrückhaltes 0°-Dächer erwünscht, bei der extensiven Dachbegrünung sind eher Dächer mit Gefälle zu empfehlen.
Windsoglast/Verwehsicherheit

Bei losen verlegten Dachabdichtungen sind Mindestgewichte zur Sicherung der Abdichtung gegen Abheben zu beachten. Vor allem Eck- und Randbereiche sind besonders betroffen.
Ist die Abdichtung mechanisch fixiert und ist somit eine Last zur Sicherung nicht notwendig, ist der Schichtaufbau des Gründachs dennoch bei großen Gebäudehöhen „verwehsicher“ einzubauen.
Brandschutzvorschriften

Die länderspezifischen Brandschutzvorschriften sind zu beachten, vor allem bei großen Flächen und angrenzenden Gebäuden mit Öffnungen. Vor Fensteröffnungen und Dachdurchdringungen sind in der Regeln Kies- oder Plattenstreifen vorzusehen.
Entwässerung

Die Dachentwässerung erfolgt ebenso wie bei unbegrünten Dächern über innen- oder außenliegende Abläufe. Etwa 300 m² begrünte Dachfläche können unter Normalbedingungen an einen Ablauf mit einer Öffnungsweite von DN 100 angeschlossen werden. Auch Hochdruckentwässerungssysteme können bei Beachtungen bestimmter Voraussetzungen bei Gründächern verwendet werden. Der Ablauf muss bei Dachbegrünungen frei zugänglich durch einen Kontrollschacht ausgebildet werden. Um bei Starkregenereignissen stehendes Wasser vor den Abläufen zu verhindern, sind Wasserleitprofile (linienförmige Entwässerung zum Kontrollschacht) vorzusehen.
Schichtaufbau je nach Pflanzenziel bzw. Nutzungsform

Bevor man den Schichtaufbau und damit auch die entsprechenden Anschlusshöhen der Dachabdichtung und zusätzlichen Lasten festlegt, sollte die Nutzungsform und das Begrünungsziel feststehen. Besonders genutzte intensive Dachbegrünungen erfordern eine genaue Planung, insbesondere bei der Anlage von Teichen und Rasenflächen auf dem Dach.
Bewässerung

Auch die extensive Dachbegrünung benötigt in der Anwuchsphase Wasser. Aus diesem Grund sind Wasseranschlüsse auf oder in der Nähe des Daches einzuplanen. Für intensiv begrünte Dächer bietet sich ein Wasseranstau in der Dränageschicht, idealerweise mit automatischer Bewässerung, an. Damit wird der Bewässerungsaufwand stark reduziert und optimiert, da zuerst das natürliche Regenwasser genutzt wird.
Absturzsicherung

Maßnahmen zur Absturzsicherung sollten von vorne herein als fester Bestandteil des Gebäudes eingeplant werden. Empfehlenswert sind Geländerkonstruktionen oder Anseilvorrichtungen. Hier eignen sich Anschlageinrichtungen für persönliche Schutzausrüstungen ohne Dachdurchdringung. D.h. der Anschlagpunkt wird durch das Eigengewicht der Dachbegrünung fixiert. Sowohl beim Einbau als auch zur Pflege werden die Sicherungseinrichtungen benötigt.
Zugang zum Dach

Ähnlich wichtig wie der vorgenannte Punkt, ist Sicherstellung eines problemlosen Zugangs der Dachbegrünung zu jeder Nutzungsphase.