Dienstag, 28. Juni 2011

Das Neue Freizeit- und Familienbad in Fellbach F3 von 4a-Architekten

Blick auf die Baustelle des neuen F.3 Familien- und Freizeitbad Fellbach (Aktualiserung alle 60 s)

Vergrößerung Helgolands - Aufschüttung

54,7 Prozent der Wahlberechtigten hatten am Sonntag mit Nein, 45,3 Prozent für die große Erweiterung gestimmt. Die Wahlbeteiligung lag bei 81,4 Prozent, abstimmungsberechtigt waren 1312 Bürgerinnen und Bürger.


Die „große Lösung“ würde der Insel Neuland im Umfang von 42 Fußballfeldern bescheren, eine kleinere Variante mit einer verlängerten Landungsbrücke, um Kreuzfahrtschiffen eine Anlegemöglichkeit zu bieten, brächte etwa 94 000 Quadratmeter. Viele Bewohner befürchten Bettenburgen und warnen vor einem „Ballermann“-Szenario. Naturschützer sorgen sich um die Ruheplätze der Kegelrobbe. Kritiker sagen, dass ein Ja eine finanziell unkalkulierbare Belastung bedeute. Initiator Weber spricht von 100 Millionen Euro, die allein für die Landaufschüttung notwendig seien.

Freitag, 24. Juni 2011

Dacharten im Überblick

Satteldach (klassische Dachform, zwei Dachflächen)

Von den meisten Dachformen wird das Satteldach am häufigsten gebaut / aufgeschlagen. Die Konstruktion wird als Sparren- oder Pfettendach erstellt, (PS) was sich über Jahrhunderte hinweg bewährt hat. Es gibt viele Variationen an Satteldächern; z.B. mit gleichen oder unterschiedlichen Dachneigungen sowie Traufhöhen und gesonderten technischen und gestaltungs Möglichkeiten z.B. Unterschiedliche Dachüberstände zu den Giebelseiten (PS)!

Walmdach (vier Dachflächen)

Beim Walmdach sind die Giebelwände abgewinkelt / abgeschrägt. Je nach der Anordnung der Abschrägungen, den so genannten Schmalseiten, unterscheidet man im Allgemeinen zwischen einem Krüppelwalmdach, Halbwalmdach und Fußwalmdach (PS). Ist der Giebel im oberen Bereich in Richtung Dachfirst geknickt, ist es ein Krüppelwalmdach. Bei einem so genannten Halbwalmdach sind die Trauflinien deutlich höher als an den Längsseiten. Befinden sich die Schmalseiten (schmaleren Seiten) in etwa auf Höhe der seitlichen Trauflinien, handelt es sich um ein Fußwalmdach. Am häufigsten wird das Walmdach als Pfettendach ausgeführt (PS). Eine solche Konstruktion ist nicht nur, relativ gesehen, einfacher umzusetzen, sondern auch weitaus kostengünstiger

Pultdach (nur eine Dachfläche)

Das Pultdach ist ein halbes, einseitig geneigtes Sparrendach! Die Form ähnelt eines Pultes. Der Dachfirst stützt sich auf eine senkrechte Wand ab. Pultdächer gibt es mit ebenen sowie gebrochenen und gekrümmten Flächen. Pultdächer wurden meistens dann errichtet / aufgeschlagen, wenn an einem Gebäude ein niedriger Anbau angebracht werden soll (PS). Durch das Einbeziehen von Solaranlagen bzw. Photovoltaikanlagen  Dachflächen-Gebäudeausrichtungen hat das Pultdach zusätzlich neue Bedeutung gewonnen und ist weit verbreitet. Im Winter wird die Energie der Sonne optimal ausgenutzt und im Sommer bietet das Pultdach eine bessere Verschattung aufgrund der steiler einfallenden Sonnenstrahlen (PS).

Tonnendach (halbrund, wie ein liegender Zylinder)

Ein Tonnendach hat bzw. kann eine Wölbung ähnlich einer liegenden Tonne haben! Die Dachform stellt in deren Querschnitt ein Kreissegment dar (PS). Diese eher seltener vorkommende Dachform wird gelegentlich für Dächer von Industriebauten aber auch ab und an im Wohnungsbau verwendet (PS).

Halbtonnendach

Aufgesetzter bzw. ineinander verbauter Viertelzylinder! (PS) Halbtonnendächer werden verbaut, um versetzte Baukörper zu betonen (PS) oder Dachlandschaften aufzulockern (sind eher gestalterische Aspekte)

Sheddach (Sägezahndach)

Das Sheddach kommt vor allem bei großflächigen Bauten wie zum Beispiel Industriehallen / Gewerbegebäude zum Einsatz. Dadurch, dass kleine "Satteldachartige-Aufbauten" mehrfache hintereinander gesetzt werden, kann die Dachhöhe insgesamt niedriger gehalten werden (PS). Die Neigung der beiden Seiten eines einzelnen Dachbereiches auch genannt "Reiter" ist üblicherweise verschieden. (PS) Oft ist eine Seite auch senkrecht, so daß ein Gebäude weniger Stützen für den weiteren Dachaufbau benötigt. Die steile / senkrechte Seite ist meist in Glas gehalten, wodurch eine gleichmäßige und bessere Belichtung großer (PS) und größter überdachter Flächen resultiert. Um blendfreieres Licht in die Halle(n) zu bekommen, ist die Glasseite meist von der Sonne abgewandt.

Bogendach (ist flacher als ein Tonnendach)

Ein Bogendach hat eine Dachform die einem Tonnendach ähnlich ist, jedoch im Gegenteil  zu diesem weitaus weniger gewölbt ist (PS). Es wird meist aus einem besonders technisch gewalzten / gebogenen (bompierten) Blech hergestellt.

Krüppelwalmdach

Das Krüppelwalmdach hat eine lange alte Tradition resultierend witterungsbedingten Einflüssen. Es wurde meist dann dort eingesetzt, wo ein Steilgiebel (PS) am obersten Ende geschützt werden musste, wo er besonderes stark den Witterungsbedingungen ausgesetzt war. (PS) Das Krüppelwalmdach bietet eine interessante-technische, eigenständige Optik und Konstruktion dar.

Mansarddach

Der französiche Architekt Mansard erfand und entwickelte  das Mansarddach! Die technische eigenwillige Konstruktion mit den Dachflächen sollte so mehr Wohnraum unter einem Dach schaffen. Konstruktiv gesehen ist ein Mansarddach eine Dachkonstruktion, die aus zwei Dächern mit unterschiedlichen Winkelgraden besteht. Der von der obersten Geschoßdecke verlaufende Dachteil (PS) nach oben hat eine steilere Dachneigung, daran schließt sich dann ein etwas flaches Dach an. Vorteil des großen Dachraums ist aber zugleich eine konstruktive-technische Herausforderung, (PS) weil vor allem am Übergang der beiden unterschiedlich steilen Dächer die Dachfläche Abwicklung bzw. der  Weiterverlauf gebrochen wird. Die Verbindung durch / über den Sparrenfuß ist sehr aufwändig und muß genaustens ausgeführt werden (PS)! Deshalb ist auf eine aufwändige Konstruktion des Sparrenfußes so wie der Walmschifter und Gratsparren zu achten.

Zeltdach oder Turmdach (Pyramidendach)

Das Zeltdach kann Hauptsächlich nur auf einem quadratischen Hausgrundriss errichtet werden und ist daher eine relativ seltene Dachform. Das Zeltdach ist auf allen Seiten (PS) symmetrisch bzw. gleich konstruiert. Alle Gratlinien enden in einem Firstpunkt. Sehr steile Zeltdächer auf  Türmen werden auch Pyramidendach (PS) genannt.

Schmetterlingsdach (sind nach innen geneigte Dachflächen)

Hierbei laufen die niedrigeren / tiefer gelegenen Dachflächenhälften eines Pultdaches gegeneinander, woraus der Eindruck entsteht wie wenn Flügel nach aussen und oben gestreckt werden . Ein großer Nachteil ist die Entwässerung bei Stark-Regen, (PS) da es hierbei sehr schnell zu Wasserstauungen in einer zu klein dimmensionierten Ablaufrinne / Abwasserrinne geben kann (PS)!

Zwerchdach (im Rechten-Winkel zum Hauptdach verlaufendem Giebel)

Das Zwerchdach ist eine Dachform mit einem "Rechten-Winkel bzw.quer zum Hauptdach verlaufenden Giebel. Der Giebel ist allerdings nicht bis zum Dachfirst hochgezogen sondern sitzt etwas tiefer (PS). Dieses ist der wesentliche Unterschied zwischen einem Zwerchdach und Kreuzdach. Durch das Zwerchdach wird die Wohnfläche ebenfalls vergrößert und wird ähnlich wie eine Gaupe (PS) verwendet in dem meistens noch Fenster integriert sind!

Paralleldach bzw. Muldendach (Satteldach mit mind. 2 Giebeln)

Das Parallel- bzw. auch Muldendach genannt ist ein Satteldach mit zwei oder mehr Giebeln. Ein Paralleldach sieht man beispielsweise öfters bei Reihenhäusern. Die Entwässerung ist das Problem beim Paralleldach, ähnlich wie beim (PS) Schmetterlingsdach. Die Entwässerung muss zwischen den einzelnen Häusern bzw. in den Tiefpunkten erfolgen und zudem ausreichende Ablauf-Dimmensionen haben (PS). Ist das Dach nicht absolut dicht, droht ein Wassereinbruch auch meist bedingt durch Wasserrückstau.

Ringpultdach

Das Ringpultdach ist  von der Art her wie ein Pultdach aufgebaut meist abgesetzt auf einer zweiten Ebene/Stockwerk. Meistens auf einem kreisförmigen Gebäude -Grundriss (PS) aufgebaut. Es ist des öfteren  wie das Zwiebeldach oder Glockendach bei Sakralbauten zu beobachten (PS).

Kegeldach

Das Kegeldach, welches wie das Zeltdach vor allem auf  Wassertürmen, Kirchtürmen, Wachtürmen etc. errichtet wurde, wird meistens ebenfalls auf einen Runden-Kreisförmigen-Gebäude-Grundriss (PS) aufgebaut. Als Dacheindeckung gibt es: Schindeln aus Schiefer (PS) und Holz sowie Ton oder ein Metall-,Kupfer-,Blech-Dach

Grabendach (ähnlich eines Schmetterlingsdach jedoch mit mind. 2 Giebeln)

Das Grabendach ist wie das Paralleldach durch ein ständiges "Auf und Ab"-(Art einer Ziehharmonika)  der Dachflächen an zu sehen. (PS) Beim Grabendach fällt das Dach von den Aussen-Maueren bzw. auch genannt Seitenmauern zur Hausmitte ab. Das Grabendach findet man in dicht bebauten Innenstädten (PS) z.B. in Alten Städten oder auch bei Fabrikhallen/Industriehallen. Seltener bei neueren Wohnhäusern wobei dann meistens das Grabendach oft durch einen Blendgiebel verdeckt wird (PS)!

Faltendach

Das Faltendach sieht äusserlich dem Rhombendach ähnlich jedoch  mit dem Unterschied, dass beim Faltdach die rhombische Fläche nach innen gebrochen ist und eine Kehle entsteht. (PS) Es sieht so waus wie wenn die Falten/Dachflächen sich einmal nach innen kehren (PS) und das nächste mal nach aussen. Häufig zu sehen an Kirchtürmen etc.

Kuppeldach

Kuppelartig gewölbt ruhen diese Dächer auf meist acht- bis zwölfeckigen (oder mehr)Wand- Auflagern die Rund oder Mehr-Eck-Grundriss haben können (PS). Kuppeldächer werden meistens mit Kupfer, Glas,Titanzink bedeckt (PS) Beispiele: Reichstagsgebäudes in Berlin, Moscheen, Petersdom, Hagia Sophia

Zwiebeldach / Zwiebelhelm

Das Zwiebeldach besteht aus nach innen- und aussen- geschweiften oder gewundenen, in einer Spitze zusammenlaufen Dachflächen. (PS) Anders als beim Glockendach sind die Flächen im oberen Teil konkav und im unteren Teil konvex geschweift.                                                                                                                                     Beispiele: Alten Kirchen in (PS) Süddeutschland und Österreich eines der bekanntesten ist die (PS) "Kathedrale Basilius" des Seligen in Russland am Roten Platz 

Glockendach

Das Glockendach gleicht  einem Zwiebeldach, jedoch oben konvex (schliessende-Form), und unten mit konkav (öffnenden-Form) (PS). Das Glockendach hat die Dachform ähnlich  einer "Hauben-Form" mit geschweiftem Umriss. Im oberen Teil sind die Dachflächen konvex, (PS) im weiter unten liegendem Teil sind sie konkav geschweift ? Was sich beim Zwiebeldach genau umgekehrt verhält.

Hyperbolisch-paraboloides Dach

Bei dieser Form trägen nicht nur ein einzelne Elemente das Dach wie z.B: Dachfirst,Gaube etc. die Last, vielmehr wird die Last als gesamtes von der gesamten Dachhaut/Fläche/Schale komplett selbst getragen. Das Dach trägt sich selbst (PS)! Ein so genanntes Dach wird auch Schalentragewerk genannt! Durch (PS) Zusammenspannungen und Abspannungen von verschiedenen Tiefpunkte, mit bzw. durch ein Stahlseil oder ähnliches, erhält das Dach somit in alle Richtungen eine höhere Festigkeit (PS). Auch das Regenwasser /Schnee etc. sammelt sich meist an an den Tiefpunkten dieses Daches (PS), und muss nur dort nur an einem speziell angebrachten Abfluss abgeleitet werden. Beispiel: Olymia Stadion München

Mittwoch, 22. Juni 2011

Maß der baulichen Nutzung - BauNVO §19+§20

Grundflächenzahl (GRZ)

Die Grundflächenzahl (BauNVO, § 19), abgekürzt GRZ, gibt den Flächenanteil eines Baugrundstückes an, der überbaut werden darf. Die GRZ ist eine Zahl und wird mit ein oder zwei Dezimalstellen angegeben. Beispiel: GRZ 0,3 = 30 % der Grundstückfläche dürfen überbaut werden.
Bei der Ermittlung der GRZ werden die Grundflächen aller baulichen Anlagen voll angerechnet. Für Nebenanlagen, wie Zugänge und Zufahrten, Schuppen, befestigte Flächen, Stellplätze und Garagen kann die zulässige Grundfläche im Regelfall um bis zu 50 % überschritten werden (maximal aber nur bis GRZ 0,8). Die anrechenbare Grundfläche einer befestigten Fläche ist unabhängig von der Art der Flächenbefestigung.

Geschossflächenzahl (GFZ)

Die Geschossflächenzahl (BauNVO, § 20), abgekürzt GFZ, gibt das Verhältnis der gesamten Geschossfläche aller Vollgeschosse der baulichen Anlagen auf einem Grundstück zu der Fläche des Baugrundstücks an. Die GFZ ist eine Zahl und wird mit ein oder zwei Dezimalstellen angegeben. Zu beachten ist, dass die GFZ nicht aus der Brutto-Grundfläche (BGF) gemäß DIN 277 (Grundflächen und Rauminhalte von Bauwerken im Hochbau) berechnet werden darf, sondern nur aus den Geschossflächen aller Vollgeschosse gemäß § 20 BauNVO (Außenmaße der Gebäude).
Beispiel: Ein Grundstück hat eine Fläche von 500 m² und eine GFZ von 1,0. Die Summe der Geschossfläche in allen auf dem Grundstück befindlichen Gebäuden darf somit ebenfalls 500 m² betragen. Man könnte beispielsweise ein viergeschossiges Gebäude mit jeweils 125 m² Geschossfläche pro Geschoss errichten (4 × 125 m² = 500 m²). Hätte dasselbe Grundstück eine GFZ von 0,5, würde die maximal zulässige Summe der Geschossflächen 250 m² betragen (500 m² x 0,5 = 250 m²). Bei einer GFZ von 1,2 dürfte eine maximale Geschossfläche von 600 m² errichtet werden (500 m² x 1,2 = 600 m²).

DIN 277 - Ermittlung von Grundflächen und Rauminhalten von Bauwerken oder Teilen von Bauwerken im Hochbau

Begriff Abk. Erläuterung
Brutto-Grundfläche BGF Netto-Grundfläche + Konstruktionsgrundfläche
Netto-Grundfläche NGF Nutzfläche + Technische Funktionsfläche + Verkehrsfläche
Konstruktions-Grundfläche KGF Summe der aufgehenden Bauteile aller Grundrissebenen eines Bauwerks (Wände, Stützen, Pfeiler, ...). Auch die Grundflächen von Schornsteinen, nicht begehbaren Schächten, Türöffnungen, Nischen und Schlitzen zählen zur KGF. Ausnahme: leichte Trennwände ohne statische Funktion.
Nutzfläche NF Summe der Grundfläche mit Nutzungen (derjenige Teil der NGF, der der Nutzung des Bauwerks aufgrund seiner Zweckbestimmung dient)
Technische Funktionsfläche TF Derjenige Teil der NGF, der der Unterbringung zentraler betriebstechnischer Anlagen dient. Wenn die Unterbringung betriebstechnischer Anlagen zur Versorgung anderer Bauwerke Zweckbestimmung ist (Bsp. Heizhaus), sind die dafür erforderlichen Grundflächen NF.
Verkehrsfläche VF Derjenige Teil der NGF, der dem Zugang zu den Räumen, dem Verkehr innerhalb des Bauwerks und auch dem Verlassen im Notfall dient. Bewegungsflächen innerhalb von Räumen zählen nicht dazu.
Brutto-Rauminhalt BRI Rauminhalt des Baukörpers ohne Fundament, der von den äußeren Begrenzungsflächen des Bauwerks umschlossen wird.
Netto-Rauminhalt NRI Summe der Rauminhalte aller Räume, deren Grundflächen zur NGF gehören.
Konstruktionsrauminhalt KRI Differenz zwischen Brutto- und Netto-Rauminhalt


WOHN- UND NUTZFLÄCHENBERECHNUNG NACH DIN 283

1 Begriffsbestimmung

1.1 Wohnfläche
ist die anrechenbare Grundfläche der Räume von Wohnungen.

1.2 Nutzfläche
ist die mit einer Wohnung im Zusammenhang stehende nutzbare Grundfläche von Wirtschaftsräumen und gewerblichen Räumen.


2 Wohnfläche

Zunächst sind die Grundflächen nach Abschnitt 2.1 und daraus die Wohnflächen nach Abschnitt 2.2 zu ermitteln.

2.1 Ermittlung der Grundflächen

2.1.1 Die Grundflächen von Wohnräumen sind aus den Fertigmaßen (lichte Maße zwischen den Wänden) zu ermitteln, und zwar in der Regel für jeden Raum einzeln, jedoch getrennt für (vgl. Abschnitt 4.1):

Wohn- und Schlafräume (DIN 283, Bl. 1 – Abschnitt 2.1)
Küchen (DIN 283, Bl. 1 – Abschnitt 2.2)
Nebenräume (DIN 283, Bl. 1 – Abschnitt 2.3)

Werden die Maße aus einer Bauzeichnung entnommen, so sind bei verputzten Wänden die aus den Rohbaumaßnahmen errechneten Grundflächen um 3 % zu verkleinern.

2.1.2 In die Ermittlung der Grundflächen sind einzubeziehen die Grundflächen von:

Fenster- und Wandnischen, die bis zum Fußboden herunterreichen und mehr als 13 cm tief sind,
Erkern, Wandschränken und Einbaumöbeln,
Raumteilen unter Treppen, soweit die lichte Höhe mindestens 2 m ist,
nicht einzubeziehen die Grundflächen der Türnischen.

2.1.3 Bei der Ermittlung der Grundflächen nach Abschnitt 2.1.1 sind abzurechnen die Grundflächen von:

Schornstein- und sonstigen Mauervorlagen,
frei stehenden Pfeilern,
Säulen usw. mit mehr als 0,10 qm Grundfläche, die in ganzer Raumhöhe durchgehen,
Treppen (Ausgleichsstufen bis zu 3 Steigungen zählen nicht als Treppen),

nicht abzurechnen die Grundflächen von:

Wandgliederungen in Stuck, Gips, Mörtel und dergl.,
Scheuerleisten,
Tür- und Fensterbekleidungen und -umrahmungen,
Wandbekleidungen,
Öfen,
Kaminen,
Heizkörpern und
Kochherden.
Stützen und Streben, die frei stehen oder vor der Wand vortreten, wenn ihr Querschnitt (einschl. einer Umkleidung) höchstens 0,10 q m beträgt.

2.2 Ermittlung der Wohnflächen
Von oben nach Abschnitt 2.1 berechneten Grundflächen der einzelnen Räume oder Raumteile sind bei Ermittlung der Wohnfläche anzurechnen:

2.2.1 voll:
die Grundflächen von Räumen oder Raumteilen mit einer lichten Höhe von mindestens 2 m,

2.2.2 zur Hälfte:
die Grundflächen von Raumteilen mit einer lichten Höhe von mehr als 1 m und weniger als 2 m und von nicht ausreichend beheizbaren Wintergärten,

2.2.3 zu einem Viertel:
die Grundflächen von Hauslauben (Loggien), Balkonen, gedeckten Freisitzen,

2.2.4 nicht:
die Grundflächen von Raumteilen mit einer lichten Höhe von weniger als 1 m und von nichtgedeckten Terrassen und Freisitzen.


3 Nutzfläche

Die Nutzflächen von Wirtschaftsräumen und von gewerblichen Räumen sind ebenfalls nach Abschnitt 2.1 und 2.2 zu berechnen1.

1 Für selbständige gewerbliche Räume sind die Nutzflächen gleichfalls nach Abschnitt 2.1 und 2.2 zu berechnen.


4 Angabe der Wohnflächen und Nutzflächen

4.1 Die Wohnflächen

sind wie folgt anzugeben:

Wohn- und Schlafräume (DIN 283, Bl. 1, Abschnitt 2.1) m²
Küchen (DIN 283, Bl. 1, Abschnitt 2.2) m²
Nebenräume (DIN 283, Bl. 1, Abschnitt 2.3) m²
Gesamte Wohnfläche m²


4.2 Die Nutzflächen

von Wirtschaftsräumen und von gewerblichen Räumen, die mit einer Wohnung in Zusammenhang stehen, sind wie folgt anzugeben:

Wirtschaftsräume (DIN 283, Bl. 1, Abschnitt 4.1) m²
Gewerbliche Räume (DIN 283, Bl. 1, Abschnitt 4.2) m²
Wohnflächen und Nutzflächen sind nicht zusammenzuzählen 2 ).

2 Für selbständige gewerbliche Räume ist stets nur die gesamte Nutzfläche anzugeben.

Mittwoch, 15. Juni 2011

Selbständiglkeit: Von der Geschäftsidee zum Unternehmenskonzept

Ob eine Geschäftsidee gut ist zeigt sich, wenn sie in ein Konzept umgesetzt wird, das alle Punkte enthält, die für die Gründung und das Funktionieren einer selbstständigen Existenz wichtig sind:
 
Was soll produziert werden?
Welche Art Dienstleistung soll angeboten werden?
Welcher Standort wird gewählt?
Wie groß ist der Einzugsbereich?
Wer ist als Kunde zu gewinnen?
Wie groß ist der Kundenkreis?
Wie viele Wettbewerber gibt es auf diesem Markt?
Wie leistungsfähig sind sie?
Welche Kosten entstehen mit der Gründung und in der ersten Zeit der Tätigkeit?
Welches Startkapital wird gebraucht?
Wer bringt es auf?
Welche finanziellen Hilfen sind möglich?
An welche Bedingungen sind sie geknüpft?

Damit Sie diese und weitere Fragen beantworten können, erhalten Sie von Ihrem Berater Hinweise und Unterlagen, die zu einem Unternehmenskonzept hinführen. Dieses Konzept ist die Grundlage für Ihre endgültige Entscheidung, ob Sie sich selbstständig machen.

Und immer wieder: das Geld

Ob die Voraussetzungen für eine Förderung durch die vielfältigen Bundes- und Länderprogramme vorliegen, muss im Beratungsgespräch geklärt werden. Wichtig ist, dass öffentliche Fördermittel immer vor der Existenzgründung beantragt werden müssen. Gehen Sie vor Entscheidungen über einen Förderungsantrag keine Verpflichtungen ein! 

KfW Mittelstandsbank

Existenzgründer, die eine Orientierungsberatung wünschen, werden bei der Bank von Finanzierungsexperten über das Serviceangebot und Finanzierungsmöglichkeiten informiert.
Diese Information können Sie wie folgt abrufen:
Info-Telefon: 0 18 01/ 24 11 24 (Festnetzpreis 3,9 ct/min; Mobilfunkpreise abweichend)
Internet: http://www.kfw-mittelstandsbank.de

Sich absichern

Als Arbeitnehmer/in waren Sie in der Regel pflichtversichert. Nach einer Existenzgründung müssen
Sie die Art Ihrer Absicherung bei Krankheit, im Alter, bei Unfall usw. neu bestimmen. Beziehen Sie dies und auch die daraus entstehenden finanziellen Belastungen in Ihre Planungen und Ihre Entscheidung mit ein.

Sich selbstständig machen? Tips & Tricks

Es gibt verschiedene Wege aus der Arbeitslosigkeit. Ein interessanter, nicht risikofreier aber auch lohnender Weg kann der in die Selbstständigkeit sein. Gerade dieser Weg muss aber sehr sorgfältig geplant und überlegt werden. Wer ihn gehen will, sollte fachmännische Beratung und Unterstützung in Anspruch nehmen.

Warum sollten Sie überhaupt darüber nachdenken, sich selbstständig zu machen?

Manche finden in der Gründung einer selbstständigen Existenz eine Alternative zur Arbeitslosigkeit. Andere haben schon längst eine Geschäftsidee und sehen nun die Chance, sie zu verwirklichen.
Wieder andere wollen unabhängig werden. 

Was ist Ihnen wichtig? Was wollen Sie erreichen?

Was interessiert Sie? Was können Sie? Was wollen Sie?

Vielleicht haben Sie schon eine Geschäftsidee. Es gibt Bücher darüber. Auch Beratungsstellen geben Anregungen.


Soll aber die Geschäftsidee kein Luftschloss bleiben, dann braucht sie eine sichere Grundlage. 

Was haben Sie gelernt? Passen Ihr Wissen und Ihre Erfahrung zu Ihrer Geschäftsidee? Welches Arbeitsfeld Sie auch immer für sich wählen – Sie werden dazulernen müssen. Sind Sie dazu bereit?

Eine Existenzgründung bringt Freude am Fortschritt, aber auch Belastungen. Sind Sie belastbar, hartnäckig und durchsetzungsfähig genug, auch Zeiten der Unsicherheit durchzustehen? Wird Ihre Familie Sie unterstützen? 

Lohnt es sich, selbstständig zu werden? 

Die Anforderungen sind hoch. Wochenarbeitszeiten von 60, auch 70 Stunden werden zumindest in den ersten Jahren keine Ausnahme sein. 
Trotz intensiver Anstrengung kommen manche ins Stolpern. Die Erfahrung zeigt aber, dass zwei von drei Existenzgründern die ersten fünf Jahre erfolgreich überstehen. Wer die anfängliche Durststrecke durchsteht, kann mit überdurchschnittlichem Einkommen rechnen.
Das Einkommen ist nur ein Teil des Lohns der Arbeit. Wer gerne selbstständig plant und entscheidet, Freude am Neuen hat, wer durch Leistung unmittelbaren Erfolg sucht und wer auch von einem gelegentlichen Misserfolg nicht sofort umgeworfen wird, kann in der neuen Aufgabe Freude und Ansporn finden.

Wenn Sie all dies überlegt haben und sich für eine Existenzgründung interessieren, dann gilt es, Informationen zu sammeln und Rat einzuholen. Umfassende, zuverlässige Informationen und fachkundige Beratung können die Risiken, die jede Existenzgründung mit sich bringt, deutlich verringern.

Wer informiert und berät?

Wer viel fragt, erhält viele Antworten. Sie können gar nicht genug Informationen bekommen.
Kompetente Ansprechpartner sind beispielsweise Steuerberater, erfahrene Unternehmensberater, Berater der Fachverbände, Kreditinstitute und Gründungszentren sowie – immer wenn es um Verträge
geht – Rechtsanwälte und Notare. 
Ihr erster Weg sollte Sie jedoch zum Existenzgründungsberater der nächstliegenden lndustrie- und Handelskammer oder Handwerkskammer führen. Anschrift und Telefonnummer erhalten Sie bei Ihrem Arbeitsvermittler in der Agentur für Arbeit. 
Die Berater der Kammern bieten von einer ersten orientierenden Beratung über Geschäftsideen und -möglichkeiten bis zu Details der Rechtsform eines neuen Unternehmens und seiner Finanzierung ein breites Informationsangebot. Sie sollten es auf jeden Fall nutzen.

Formen der Selbständigkeit

Welche Gründungsform Sie für Ihr Unternehmen wählen, ist auch eine „Typfrage“: Für alle Typen gibt es die passende Gründungsform. Hier eine Auswahl: Neugründung, Franchising, Beteiligung, Nachfolge/Übernahme, Kleingründung, Spin-offs, Start-ups, E-Business:
  • Neugründung
  • Franchising
  • Beteiligung
  • Unternehmensnachfolge / Übernahme
  • Kleingründung
  • Spin-offs
  • Die virtuellen Start-ups
  • E-Business

Neugründung

Sie wollen Ihre Geschäftsidee von Anfang an verfolgen und aufbauen? Dann ist die Neugründung das Richtige für Sie. Sie können alles genau so machen, wie Sie es sich vorstellen. Gleichzeitig sind Sie als Neugründer natürlich auch allein dafür verantwortlich, ob Ihr Vorhaben gelingt oder nicht. Sie können nicht auf bestehende Kundenbeziehungen oder auf erfahrenes Personal zurückgreifen und tragen entsprechend das volle Risiko.

Franchising

Franchise-Nehmer „mieten“ ein Geschäftskonzept von einem Unternehmen, dem Franchise-Geber. In der Regel können Sie auf diesem Weg mit einer bewährten Geschäftsidee direkt durchstarten, denn Sie verkaufen die Produkte oder Dienstleistungen des Franchise-Gebers. Wenn Sie sich für eines der Geschäftskonzepte entscheiden, werden Sie in der Regel durch Trainings beim Aufbau Ihres Geschäfts unterstützt. Vor Abschluss des Vertrags sollten Sie prüfen, ob das Franchise-Produkt zu Ihnen passt: Gibt es ausreichende Schulungen zur Betriebsvorbereitung? Fallen hohe Lizenzgebühren an? Hüten Sie sich vor „schwarzen Schafen“, die kein ausgereiftes Konzept vorlegen können.

Beteiligung

Wer das Geld, aber keine passende Idee für eine eigene Firma hat, kann sich an einem Unternehmen beteiligen. Dabei erwerben Sie durch Kapitalbindung an Personen- oder Kapitalgesellschaften Gesellschaftsrechte. Bevor Sie sich an einem Unternehmen beteiligen, sollten Sie die Firma, ihre Produkte und finanzielle Lage umfangreich bewerten lassen. Auch Firmen, die sich noch in der Gründungsphase befinden, suchen oft Menschen, die ihnen mit Geld oder Erfahrung zur Seite stehen. Es gibt sowohl stille als auch tätige Beteiligungen.

Unternehmensnachfolge / Übernahme

Viele, vor allem familiengeführte Unternehmen haben Probleme, einen Nachfolger für die Firmenleitung zu finden. Eine Unternehmensnachfolge ist immer mit Besonderheiten verbunden. Der Vorteil ist: Sie müssen nicht von Null anfangen, sondern übernehmen einen laufenden Betrieb. Daher ist es wichtig, sich die betriebswirtschaftlichen Zahlen aus der Vergangenheit sehr genau anzusehen. Von Nachteil kann sein, dass der bisherige Firmenchef unter Umständen sein Unternehmen stark geprägt hat.

Kleingründung

So bezeichnet man Existenzgründungen, deren Kapitalbedarf bei unter 25.000 Euro liegt. Sie bieten in der Regel nur dem Gründer selbst einen Arbeitsplatz. Wer neben seiner Festanstellung ein Geschäft aufbaut, für das er oder sie nicht zwölf Stunden am Tag arbeiten kann, gilt als Kleingründer. Dies nennt sich Nebenerwerbsgründung. Hier reichen die Erträge meist nicht dazu aus, den Lebensunterhalt vollständig zu bestreiten. Der Vorteil von Kleingründungen: Sie halten das Risiko gering. Die Startkosten sind niedrig und Sie tragen keine Verantwortung für Personal. Zum Problem kann werden: Viele Kleingründer fühlen sich nicht als „echte“ Unternehmer und treten entsprechend unprofessionell auf. Planen Sie daher Ihr Vorhaben genauso gut, wie Sie die Gründung einer „großen“ Firma vorbereiten würden.

Spin-offs

Bei einem Spin-off wird ein Teil eines Unternehmens aus der bestehenden Firma ausgegliedert. Dies können zum Beispiel eine Forschungsabteilung eines Instituts oder eines Großunternehmens, aber auch Bereiche wie Lager, Versand, Wartung, Montage, Marketing, EDV und Zulieferbereiche sein. Der ausgegliederte Teil wird damit zu einer eigenständigen Firma. So können sie eigene Gewinne erzielen. Meist besteht weiterhin eine enge Verbindung zur Mutterfirma.

Die virtuellen Start-ups

Mit einer guten Idee haben Sie immer noch gute Chancen, mit einem Internet-Start-up Ihren Weg zu machen. Wenn Sie sich mit einem Start-up selbständig machen wollen, brauchen Sie - mehr noch als in anderen Branchen - eine einzigartige Idee. Sie müssen die Technik, die den Anwendungen zugrunde liegt, perfekt beherrschen. Viele Start-ups haben eigene Technologien und Softwareprogramme für ihre Angebote entworfen. Nach dem Platzen der Internetblase Anfang des Jahrtausends ist es für Start-up-Gründer schwieriger geworden, Geld von Kapitalgebern zu bekommen.

E-Business

Unternehmen, die ihre Produkte oder Dienstleistungen ausschließlich über das Internet vertreiben, sind im E-Business tätig. Auf den ersten Blick bietet E-Business den Vorteil, dass man keine teuren Geschäftsräume anmieten muss. Aber unterschätzen Sie die Kosten nicht: Wer eine gut funktionierende E-Business-Firma gründen will, muss Kapital in die Technik stecken. Denn nur wenn E-Mail, Internet und der Online-Shop funktionieren, werden Kunden gern mit Ihnen zusammenarbeiten. Damit Sie im Netz gefunden werden, müssen Sie gezieltes Web-Marketing betreiben. Außerdem müssen Sie beziehungsweise Ihre Mitarbeiter sich bestens mit der Internettechnologie auskennen.

Montag, 6. Juni 2011

Elektrolyse

Elektrolyse

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Einen Prozess, bei dem ein elektrischer Strom eine chemische Reaktion erzwingt, nennt man Elektrolyse. Sie wird beispielsweise zur Gewinnung von Metallen verwendet, oder zur Herstellung von Stoffen, deren Gewinnung durch rein chemische Prozesse teurer oder kaum möglich wäre. Beispiele wichtiger Elektrolysen sind die Gewinnung von Aluminium, Chlor und Natronlauge.
Eine Elektrolyse erfordert eine Gleich-Spannungsquelle, welche die elektrische Energie liefert und die chemischen Umsetzungen vorantreibt. Ein Teil der elektrischen Energie wird in chemische Energie umgewandelt. Genau dem umgekehrten Zweck, die Umwandlung von chemischer Energie in elektrische, dienen Batterien, Akkumulatoren oder Brennstoffzellen: sie dienen als Spannungsquelle. Wenn man einen Akkumulator lädt, läuft eine Elektrolyse ab, die die chemischen Vorgänge während der Entladung rückgängig macht. Elektrolysen können daher der Energiespeicherung dienen, beispielsweise bei der Elektrolyse von Wasser, die Wasserstoff und Sauerstoff ergibt, die als Energieträger einer Wasserstoffwirtschaft vorgeschlagen wurden. Durch die Umkehrung der Wasserelektrolyse in einer Brennstoffzelle kann etwa 25 % der ursprünglich eingesetzten Energie wieder zurückerhalten werden.
Die Abscheidung von Metallen aus einer Lösung, die die entsprechenden Metallionen enthält, durch einen von außen aufgeprägten Strom ist ebenfalls eine Elektrolyse. Dies kann zur Erzeugung von Metallschichten dienen, beispielsweise beim Verchromen; diese Art der Elektrolysen sind Gegenstand der Galvanotechnik. Die elektrolytische Auflösung und Wiederabscheidung von Metallen dient der Reinigung, z. B. von Kupfer, und wird elektrolytische Raffination genannt.
Bei den chemischen Reaktionen, die bei der Elektrolyse ablaufen, werden Elektronen übertragen. Es sind daher immer Redoxreaktionen, wobei die Oxidationsprozesse am Pluspol ablaufen, Anode genannt, die Reduktionsprozesse am Minuspol, der Kathode; Oxidations- und Reduktionsprozesse sind also räumlich zumindest teilweise voneinander getrennt.

Inhaltsverzeichnis

Prinzip


Elektrolyse (Allgemein)

Beispiel einer Elektrolyse mit einer Zinkiodid-Lösung (Elektrodenmaterial beliebig)
Durch zwei Elektroden wird ein elektrischer Gleichstrom in eine leitfähige Flüssigkeit (siehe Elektrolyt) geleitet. An den Elektroden entstehen durch die Elektrolyse Reaktionsprodukte aus den im Elektrolyten enthaltenen Stoffen.
Die Spannungsquelle bewirkt einen Elektronenmangel in der mit dem Pluspol (Anode) verbundenen Elektrode und einen Elektronenüberschuss in der anderen, mit dem Minuspol (Kathode) verbundenen Elektrode. Die Lösung zwischen der Kathode und Anode enthält als Elektrolyte positiv und negativ geladene Ionen. Positiv geladene Ionen (Kationen) oder elektroneutrale Stoffe nehmen an der Kathode Elektronen auf und werden dadurch reduziert. An der Anode läuft der entgegengesetzte Prozess ab, die Abgabe von Elektronen in die Elektrode, wobei Stoffe, z. B. Anionen, oxidiert werden. Die Menge der an der Anode übertragenen Elektronen ist gleich der an der Kathode übertragenen.
Der Transport der Stoffe an die Elektroden erfolgt durch konvektiven Stoffübergang (Diffusion innerhalb der Flüssigkeit mit überlagerter Strömung der Flüssigkeit) und, soweit es Ionen betrifft, zusätzlich durch Migration (Wanderung durch Einwirkung des elektrischen Feldes zwischen den Elektroden).
Die Spannung, die zur Elektrolyse mindestens angelegt werden muss, wird als Zersetzungsspannung (Uz oder Ez) bezeichnet. Diese oder eine höhere Spannung muss angelegt werden, damit die Elektrolyse überhaupt abläuft. Wird diese Mindestspannung nicht erreicht, wirkt der Elektrolyt beziehungsweise seine Grenzflächen zu den Elektroden, die auch elektrochemische Doppelschicht genannt werden, isolierend.
Für jeden Stoff, für jede Umwandlung von Ionen zu zwei oder mehratomigen Molekülen kann die Zersetzungsspannung, das Abscheidepotential anhand des Redoxpotenzials ermittelt werden. Aus dem Redoxpotential erhält man noch weitere Hinweise, wie zur elektrolytischen Zersetzung von Metallelektroden in Säure oder zur Verminderung von Zersetzungsspannung durch Abänderung des pH-Wertes. So lässt sich durch das Redoxpotential berechnen, dass die anodische Sauerstoffbildung bei der Wasserelektrolyse von Wasser in basischer Lösung (Zersetzungsspannung: 0,401 V) unter geringerer Spannung abläuft als in saurer (Zersetzungsspannung: 1,23 V) oder neutraler (Zersetzungsspannung: 0,815 V) Lösung, an der Kathode hingegen bildet sich Wasserstoff leichter unter sauren Bedingungen als unter neutralen oder basischen Bedingungen.
Sind in einer Elektrolytlösung mehrere reduzierbare Kationen vorhanden, so werden zunächst die Kationen reduziert, die in der Redoxreihe (Spannungsreihe) ein positiveres (schwächer negatives) Potential haben. Bei der Elektrolyse einer wässrigen Kochsalzlösung bildet sich an der Kathode normalerweise Wasserstoff und nicht Natrium. Auch beim Vorliegen von mehreren Anionenarten, die oxidiert werden können, kommen zunächst diejenigen zum Zuge, die in der Redoxreihe möglichst nahe am Spannungsnullpunkt liegen, also ein schwächeres positives Redoxpotential besitzen.
Nach Überschreiten der Zersetzungsspannung wächst mit Spannungszunahme proportional auch die Stromstärke. Nach Faraday ist die Gewichtsmenge eines elektrolytisch gebildeten Stoffs proportional zu der geflossenen elektrische Ladung (Stromstärke multipliziert mit der Zeit, siehe Faradaysche Gesetze). Für die Bildung von 1 g Wasserstoff (etwa 11,2 Liter, bei der Bildung eines Wasserstoffmoleküls werden zwei Elektronen benötigt) aus wässriger Lösung wird eine elektrische Ladung von 96485 C (1 C = 1 A·s) benötigt. Bei einem Strom von 1 A dauert die Bildung von 11,2 Litern Wasserstoff also 26 Stunden und 48 Minuten.
Neben dem Redoxpotential ist noch die Überspannung (das Überpotential) von Bedeutung. Auf Grund von kinetischen Hemmungen an Elektroden benötigt man häufig eine deutlich höhere Spannung als sich dies aus der Berechnung der Redoxpotentiale errechnet. Die Überspannungseffekte können – je nach Materialbeschaffenheit der Elektroden – auch die Redoxreihe ändern, so dass andere Ionen oxidiert oder reduziert werden als dies nach dem Redoxpotential zu erwarten gewesen wäre.
Kurz nach Abschaltung einer Elektrolyse kann man mit einem Amperemeter einen Stromausschlag in die andere Richtung feststellen. In dieser kurzen Phase setzt der umgekehrte Prozess der Elektrolyse, die Bildung einer galvanischen Zelle ein. Hierbei wird nicht Strom für die Umsetzung verbraucht, sondern es wird kurzzeitig Strom erzeugt; dieses Prinzip wird bei Brennstoffzellen genutzt.
Mitunter ist es ratsam, zur Vermeidung unerwünschter chemischer Reaktionen Kathodenraum und Anodenraum voneinander zu trennen und den Ladungsaustausch zwischen Anoden- und Kathodenraum nur durch ein poröses Diaphragma - häufig ein Ionenaustauscherharz - stattfinden zu lassen. Bei der technischen Elektrolyse zur Herstellung von Natronlauge ist dies recht wichtig. Zur Verfolgung von Stoffumsatz, Wanderungsgeschwindigkeiten von Ionen kann auch das Wissen von molaren Grenzleitfähigkeiten wichtig sein.
Wenn man durch eine Elektrolyse eine Trennung einzelner Moleküle oder Bindungen erzwingt, wirkt gleichzeitig ein galvanisches Element, dessen Spannung der Elektrolyse entgegenwirkt. Diese Spannung wird auch als Polarisationsspannung bezeichnet.

Elektroden

Es gibt nur wenige Anodenmaterialien, die während der Elektrolyse inert bleiben, also nicht in Lösung gehen, z. B. Platin und Kohlenstoff. Einige Metalle lösen sich trotz stark negativem Redoxpotential nicht auf, diese Eigenschaft wird als „Passivität“ bezeichnet. In saurer Lösung müssten sich nach der Nernstschen Gleichung die Mehrzahl der Metalle unter Kationen- und Wasserstoffbildung auflösen. Bis auf Kupfer, Silber, Gold, Platin, Palladium besitzen fast alle Metall/Metallkationenpaare ein negatives Redoxpotential und wären für Elektrolysen in saurem Milieu ungeeignet, da sich das Gleichgewicht (Metallatom und Protonen) zur Kationenbildung und Wasserstoff verschiebt. Im schwefelsauren Milieu ist Blei ein preiswertes und beliebtes Kathodenmaterial, als Anode kann sowohl Blei als auch Bleioxid verwendet werden (Verwendung auch in Autobatterien). Bleisulfat ist schlecht löslich, so dass die Bleielektroden sich kaum auflösen.
Eisen, Nickel können wegen der Passivität als Anoden manchmal auch in saurem Milieu verwendet werden, jedoch werden auch diese Anodenmaterialien vorzugsweise im basischen Milieu verwendet. Eine Eisenanode, die mit konzentrierter Salpetersäure behandelt wurde, löst sich nicht auf, durch die Passivierung gehen keine Eisen(II)- oder Eisen(III)-ionen in Lösung. Es hat sich eine sehr dünne und stabile Eisenoxidschicht (ähnlich wie beim Aluminium) gebildet, die die weitere Auflösung der Elektrode verhindert. Chloridionen oder höhere Temperaturen können jedoch die Passivität aufheben.
Eisenanoden weisen im Vergleich zu anderen Anodenmaterialien nur eine sehr geringe Überspannung bei der Sauerstoffentwicklung auf, daher werden sie vorzugsweise bei der Erzeugung von Sauerstoff eingesetzt.
Hemmungserscheinungen an der Anode, die bei der Sauerstoffbildung zu einer Überspannung führen, beobachtet man bei Kohle- und Platinanoden. Die Überspannung kann genutzt werden, um bei der Elektrolyse von wässriger Kochsalzlösung Chlor statt Sauerstoff zu erzeugen.
An Zink-, Blei- und besonders Quecksilberkathoden zeigen Protonen eine erhebliche Überspannung und die Bildung von Wasserstoff erfolgt erst bei einer viel höheren Spannung. Die erhebliche Überspannung von Wasserstoff an der Quecksilberkathode, an der Natrium als Amalgam gebunden wird und so dem Gleichgewicht entzogen wird, nutzt man zur technischen Herstellung von Natronlauge. Durch die erhebliche Überspannung an dieser Elektrode bei der Wasserstoffbildung ändert sich die Redoxreihe, statt Protonen wandern nun Natriumkationen zur Quecksilberkathode.

Geeignete Elektrodenmaterialien:
Metall Verwendet als Kathode Verwendet als Anode Häufige Elektrolysen




Graphit (gebrannt) + + + + Schmelzflusselektrolyse (Na, Li, Ca)
Graphit (gebrannt) - + + Aluminiumelektrolyse
Kohlenstoff (glatt) - + Fluorherstellung
Platin + - Perschwefelsäure
Eisen + + + Wasserelektrolyse
Eisen + - Schmelzflusselektrolyse (Na, Li, Ca)
Blei-Silberlegierung - + Geringe Sauerstoffüberspannung/Brennstoffzelle
Blei - + Elektrolyse in schwefelsaurer Lösung
Blei - + Perchlorsäure
Aluminium + - Zink, Cadmiumelektrolyse
Titan(Ru) - + + Hochbeständig bei NaCl-Elektrolyse
Quecksilber + - Alkalielektrolyse
Zinn+Kupfer + - Organische Verbindungen
(++) Gut geeignet, (+) geeignet, (-) nicht geeignet

Überspannung

Sowohl an der Kathode als auch an der Anode können Überspannungen auftreten und somit die benötigte Spannung gegenüber den Berechnungen nach der Nernst-Gleichung erhöhen. Die Überspannungen sind bei Gasbildungen (z. B. Wasserstoff- und Sauerstoffbildung) mitunter beträchtlich. Die aufgebrachte Überspannungsenergie geht als Wärme verloren, trägt also nicht zum Stoffumsatz bei. Je nach Metallart und Oberflächenbeschaffenheit der Elektroden[1] variieren die Überspannungen. Stromstärke und Temperatur beeinflussen ebenfalls die Überspannung. Eine wachsende Stromstärke erhöht leicht die Überspannung, eine Temperaturerhöhung senkt dagegen die Überspannung.[2]
Die nachfolgenden Tabellen geben einen kurzen Überblick bezüglich der Überspannung bei der anodischen Sauerstoffentwicklung und der kathodischen Wasserstoffentwicklung (die Versuche wurden jedoch bei verschiedenen pH-Werten ausgeführt, zur Berechnung von pH-Änderungen siehe Nernst-Gleichung)

Überspannung Sauerstoffbildung
Konditionen: 1 N-wäss. KOH, 20 °C, Messung nach 20 min.
[3]

Strom/Fläche Strom/Fläche Strom/Fläche

0,01 A/cm2 0,1 A/cm2 1 A/cm2




Metall Volt (V) Volt (V) Volt (V)
Kupfer 0,66 0,73 0,77
Silber 0,71 0,94 1,06
Gold 1,05 1,53 1,63
Eisen 0,48 0,56 0,63
Graphit 0,96 1,12 2,20
Nickel 0,75 0,91 1,04
Platin 1,32 1,50 1,55
Palladium 1,01 1,12 1,28
Blei 0,97 1,02 1,04

Überspannung Wasserstoffbildung
Konditionen: 1 N wäss. HCl, 16 °C.
[4]

Strom/Fläche Strom/Fläche Strom/Fläche

0,01 A/cm2 0,1 A/cm2 1 A/cm2




Metall Volt (V) Volt (V) Volt (V)
Kupfer 0,75 0,82 0,84
Silber 0,66 0,76 -
Gold 0,25 0,32 0,42
Eisen 0,53 0,64 0,77
Graphit 0,76 0,99 1,03
Nickel 0,42 0,51 0,59
Platin 0,35 0,40 0,40
Platiniertes Platin 0,03 0,05 0,07
Blei 1,24 1,26 1,22
Zinn 0,98 0,99 0,98
Quecksilber 1,15 1,21 1,24
Wolfram 0,35 0,47 0,54
Bei anderen elektrolytischen Reduktionen (ohne Gasbildung) kann auch die Diffusionsüberspannung wichtig werden. Falls nach einigen Minuten die Konzentration des elektrolytisch umzusetzenden Stoffes vor der Elektrode absinkt, muss mehr Spannung aufgebracht werden, um die gleiche Stromstärke zu erzielen. Durch kontinuierliches Rühren oder mit rotierenden Scheiben-, Zylinderelektroden kann die Diffusionsüberspannung gesenkt werden.
Die Wasserstoff- und die Sauerstoffüberspannung bleiben an vielen Metallen nicht konstant. Sie steigen mitunter sogar noch nach 60 Minuten leicht an.[4]

Zellwiderstand

Der elektrische Widerstand einer Elektrolysezelle behindert den Stromfluss (ohmsches Gesetz) und sollte daher minimiert werden, andernfalls geht Energie in Form von Wärme verloren. Der Widerstand einer Elektrolysezelle hängt vom Elektrodenabstand, von der Größe der Elektrodenfläche und von der Leitfähigkeit ab.
Allgemein gilt für die Berechnung des Widerstands einer Elektrolysezelle:
R(z)= \left( \frac{\text{Elektrodenabstand}}{\mathrm{Elektrodenfl{\ddot a}che}} \right)
\cdot \left( \frac{1}{\mathrm{Leitf{\ddot a}higkeit}} \right)
In destilliertem Wasser ist die Leitfähigkeit sehr gering – der Widerstand also sehr hoch – und eine Elektrolyse schlecht möglich.

Leitfähigkeit einiger Lösungen:
Stoff Leitfähigkeit (1/(Ohm·cm))
Dest. Wasser 0,00001
1 M KCl (wäss.) 0,1020
0,1 M KCl (wäss.) 0,0117
1 M HCl (wäss.) 0,3320
1 M NaOH (wäss.) 0,1840
4 M NaOH (wäss.) 0,3500
1 M H2SO4 (wäss.) 0,3700
[5]
Die Leitfähigkeiten von Lösungen geringer Konzentrationen lassen sich über die spezifische Elektrolytische Leitfähigkeit bzw. die Äquivalentleitfähigkeiten der Ionen berechnen. Die Leitfähigkeit von Lösungen sehr hoher Konzentration muss experimentell bestimmt werden. Obwohl bei starken Säuren die Leitfähigkeit höher als in basischen Lösungen gleicher Konzentration ist, werden viele Elektrolysen – aufgrund der anodischen Auflösungsvorgänge bzw. der verzögerten Sauerstoffbildung bzw. Halogenoxidation im sauren Bereich – vorwiegend in basischem Medium ausgeführt.

Stromdichte

Um die Wirtschaftlichkeit von elektrolytischen Verfahren zu steigern, sollten die Verfahren bei möglichst hohen Stromdichten durchgeführt werden. Dies erreicht man, indem man die Leitfähigkeit durch Salzzugabe oder durch Temperaturerhöhung (je Grad Temperaturzunahme steigt die spezifische Leitfähigkeit etwa um 1-2%) erhöht.[6] Häufig wird die Stromdichte durch den Diffusionsgrenzstrom limitiert. Aus Kenntnis des Diffusionsgrenzstromes lassen sich dimensionslose Kennzahlen ermitteln, um den Umsatz auch für größere Anlagen berechnen zu können.[7] Es gibt für jede Elektrolyse eine kalkulatorisch optimale Stromdichte, sie ist größtenteils nicht die maximale Stromdichte.
Um möglichst saubere, kompakte Metallabscheidungen zu erhalten, sollte bei geringer Stromdichte gearbeitet werden. Dies ist insbesondere für Gold-, Silber- und Kupferbezüge wichtig. Metallabscheidungen bei hohen Stromdichten bilden sogenannte Spieße, Stangen, Bäume aus und diese können zu Kurzschlüssen führen.[8]
Häufig - besonders in der organischen Chemie - sind thermische Verfahren aufgrund des höheren Stoffumsatzes pro Zeiteinheit den elektrolytischen Verfahren überlegen.

Wanderungsgeschwindigkeiten von Ionen bei der Elektrolyse

Während der Elektrolyse können Kationen an der Kathode reduziert und an der Anode Anionen oxidiert werden. Da dicht vor der Elektrode Ladungsänderungen durch Reduktion oder Oxidation auftreten, muss die Ladungsdifferenz im Elektrodenraum durch Wanderungsprozesse ausgeglichen werden. Kationen und Anionen müssen im Elektrodenraum in identischer Konzentration vorliegen, es darf keinen Überschuss an positiven oder negativen Ionen geben. Der Ausgleich von Ionen in einer Elektrolysezelle wird durch die Ionenwanderung bewirkt. Die Wanderungsgeschwindigkeit ist abhängig von der angelegten Zellspannung und der Art der Ionen. Der Verlust an Kationen vor der Kathode kann durch die Wanderung von überschüssigen Kationen aus dem Anodenraum oder umgekehrt von überschüssigen Anionen aus dem Kathodenraum kompensiert werden. In der Regel stellt sich ein Kompromiss aus beiden Wanderungsrichtungen ein. Die Wanderungsgeschwindigkeiten lassen sich aus den Grenzleitfähigkeiten der Ionenarten berechnen. Mit der Überführungszahl kann die Änderung der Ionenzusammensetzung direkt bestimmt werden.
Es gibt Ionen wie H+ oder OH-, die sehr schnell in einer Elektrolytlösung wandern. Aufgrund der unterschiedlichen Wanderungsgeschwindigkeiten können sich Ionenarten während der Elektrolyse in den Halbzellen der Elektrolysezelle anreichern.
Bei einer Temperaturerhöhung um 1°C nimmt die Leitfähigkeit um ca. 1-2,5% zu. Die Zunahme der Wanderungsgeschwindigkeit könnte mit einer geringeren Viskosität der Solvathülle um die Ionen oder gar mit einer Abnahme der Solvathülle um die Ionen begründet werden.[9]

Elektrolyse von Wasser

Die Elektrolyse von Wasser zerlegt dieses in die Elemente Sauerstoff und Wasserstoff. Wie alle Elektrolysen besteht sie aus zwei Teilreaktionen, die an den beiden Elektroden (Kathoden- und Anodenräumen) ablaufen. Das Gesamt-Reaktionsschema dieser Redoxreaktion lautet:
\mathrm{2\ H_2O(l)\ _{\overrightarrow {\rm Elektrolyse}}\ 2\ H_2(g) + O_2(g)}
Wasser wird durch elektrischen Strom in Wasserstoff und Sauerstoff gespalten.
Die Elektroden tauchen in Wasser ein, welches durch die Zugabe von Säure oder Lauge besser leitend gemacht wird. Die Teilreaktionen lauten
Kathodenraum: 2 H3O+ + 2 e- → H2 + 2 H2O oder auch: 2 H2O + 2 e- → H2 + 2 OH-
Anodenraum: 6 H2O → O2 + 4 H3O+ + 4 e- oder auch: 4 OH- → O2 + 2 H2O + 4 e-
Als Demonstrationsexperiment kann diese Reaktion im Hofmannschen Wasserzersetzungsapparat ausgeführt werden. Weiteres siehe im Artikel Wasserelektrolyse.

Zur Geschichte

Hauptartikel: Geschichte der Elektrolyse
Die Elektrolyse wurde im Jahr 1800 entdeckt, wobei die von Alessandro Volta erfundene erste brauchbare Batterie verwendet wurde, die Voltasche Säule. Die neu entdeckte Elektrolyse ermöglichte es Humphry Davy, in den Jahren 1807 und 1808 mehrere unedle Metalle erstmals elementar herzustellen, beispielsweise Natrium und Calcium. Michael Faraday untersuchte die Elektrolyse genauer und entdeckte ihre Grundgesetze, nämlich die Abhängigkeit der umgesetzten Massen von der Ladungsmenge und der Molmasse. Auf seine Anregung hin wurden auch die Begriffe Elektrolyse, Elektrode, Elektrolyt, Anode, Kathode, Anion und Kation geschaffen. Nach der Erfindung leistungsfähiger elektrischer Generatoren führten Elektrolysen Ende des 19. Jahrhunderts zu einer stürmische Entwicklung in Wissenschaft und Technik, z. B. bei der elektrolytischen Gewinnung von Aluminium, Chlor und Alkalien, und bei der Erklärung des Verhaltens der Elektrolyte, zu denen auch Säuren und Basen zählen.

Versuchsaufbau zur Elektrolyse im wässrigen Medium


Versuchsaufbau
Beschreibung:
  1. PDA zum Loggen der erzeugten Mengen (nicht zwingend erforderlich)
  2. Schalter zur Aktivierung der Elektrolyse
  3. Strommessgerät
  4. Spannungsmessgerät
  5. Hofmannscher Wasserzersetzungsapparat
  6. Netzgerät, stabilisiert

Elektrolyse Beispiel mit H2SO4 Grafiken 2009-02-09.svg

Anwendungen

Stoffgewinnung


Ein Silber-Kristall, elektrolytisch abgeschieden mit deutlich sichtbaren dendritischen Strukturen.
Die Metalle Aluminium und Magnesium werden elektrolytisch mithilfe der Schmelzflusselektrolyse hergestellt. Elektrochemisch werden ferner Kupfer, Silber und Gold gewonnen, sowie zu großen Teilen auch Zink und Nickel. Weitere Alkalimetalle und die meisten Erdalkalimetalle werden ebenfalls durch Schmelzflusselektrolyse gewonnen.
Sowohl dabei als auch bei Elektrolyse in wässrigen Medien werden je nach Ausgangsstoff die Halogene Fluor, Brom und Chlor frei, die in großem Maßstab für weitere Synthesen verwendet werden.
In der Chloralkali-Elektrolyse wird aus Steinsalz Chlor, Wasserstoff und Natronlauge hergestellt.

Galvanik

Elektrolytische Metallabscheidungen gehören zu den wichtigsten Anwendungen, entweder zur Erzeugung von metallischen Überzügen bei der Galvanik (galvanisches Verzinken, Verchromen usw.) oder zur Herstellung und Verstärkung von Leiterbahnen in der Leiterplattenproduktion.

Elektrolytische Raffination

Die Reinigung und Trennung von Metallen wird bei der Elektroraffination dadurch erreicht, dass sich durch elektrischen Strom eine (unreine) Anode löst und an der Kathode selektiv nur das gereinigte Metall abscheidet. Dieser Prozess wird insbesondere für die Herstellung von Elektrolytkupfer, Nickel und Blei genutzt. Kupfer kann aufgrund seiner großen Fähigkeit, im flüssigen Zustand andere Stoffe zu lösen, nur schwer anders gereinigt werden. Elektrolytkupfer hat eine Reinheit von >99,5 % und wird hauptsächlich für elektrische Leiter verwendet. Diese Reinheit ist notwendig, da im Kupfer gelöste Verunreinigungen (Sauerstoff, andere Metalle) die spezifische elektrische Leitfähigkeit stark senken. Schon im Jahr 1847 wurde die Möglichkeit der elektrolytischen Kupfergewinnung von Maximilian Herzog von Leuchtenberg beschrieben. Erst mit der Entwicklung der Dynamomaschine konnte M. Kiliani (1885) die technische Realisierbarkeit aufzeigen.[10]
Bei der Kupferraffination beträgt die Zellspannung etwa 280 mV (hauptsächlich verursacht durch Überspannungen und dem Zellwiderstand), die Stromdichte ca. 0,21 A/cm2.
Die Elektroraffination von Kupfer liefert in den Rückständen (Schlamm) am Boden des Elektrolysiergefäßes weitere wertvolle Stoffe, insbesondere die Edelmetalle Gold und Silber, aber auch Selen und Antimon. Als Legierungsbestandteile werden sie durch die bei der Kupferraffination an der Anode für sie zu geringe Spannung nicht ionisiert und fallen während der Auflösung der Anode zu Boden. Dieser Anodenschlamm wird in weiteren Trennungsschritten auf seine wertvollen Bestandteile hin aufgearbeitet.
Bei Rohblei dient die Raffination (Einführung des Verfahrens im Jahr 1903) zur Abtrennung von Arsen, Antimon und Wismut. Normalerweise enthält das gereinigte Blei ca. 1% Antimon, 0,5% Wismut und 0,01% Arsen. Die Stromdichte beträgt bei dieser Raffination ca. 0,16-0,2 A/cm2.
Bei der Nickelraffination wird entweder Rohnickel oder Nickelsulfid (Ni2S3) als Anode verwendet.

Wasserzerlegung

Die Elemente Wasserstoff und Sauerstoff sind prinzipiell durch Wasserelektrolyse im Elektrolyseur gewinnbar. Bisher ist es jedoch noch billiger, den chemischen Grundstoff Wasserstoff aus Erdöl oder Erdgas und Sauerstoff aus der Luft zu gewinnen. Die elektrolytische Gewinnung kann jedoch in Gegenden rentabel sein, in denen billiger Strom, z. B. aus Wasserkraft, zur Verfügung steht. Wenn Erdgas und Erdöl knapper werden, ist zu erwarten, dass zukünftig die Wasserelektrolyse mittels elektrischer Energie zur Gewinnung von Wasserstoff als chemischen Grundstoff und auch als Energieträger an Bedeutung zunimmt. Der energetische Wirkungsgrad der Elektrolyse von Wasser liegt bei über 70 %[11]. Weiters siehe im Artikel Wasserelektrolyse.

Kolbe-Elektrolyse

Die Kolbe-Elektrolyse ist das älteste Beispiel einer organischen elektrochemischen Reaktion. Bei dieser Elektrolyse werden zwei Carbonsäuremoleküle unter CO2-Abspaltung gekuppelt.

Weitere Arten

Hier verwendet man die Messung des Elektrolysestromes in Abhängigkeit von der Spannung, um Aufschluss über die chemische Zusammensetzung des Elektrolyten zu erhalten.
Die Zersetzung von Elektrolyten durch elektrischen Strom wird in der Elektrogravimetrie und in der Coulometrie angewendet, um Informationen über den Metallgehalt einer Probe zu erlangen.
  • Abwasserreinigung
Neben der Hydroxidfällung und der Reinigung von Abwasser mit Ionenaustauschern werden zur Reinigung von belasteten Abwässern aus der metallverarbeitenden Industrie, der Galvanik, Farbstoff-, Pharmaindustrie elektrochemische Reinigungsmethoden angewandt. An der Anode werden Zyanidsalze, organische Verbindungen durch Oxidation unschädlich gemacht. An der Kathode werden z. B. Blei, Arsen und Kupfer durch Reduktion entfernt, Chromat wird zu Cr3+ reduziert.[12] Das Problem bei diesem Verfahren ist jedoch die geringe Leitfähigkeit und die geringe Konzentration von Metallionen. Die sogenannte ECO-Zelle und Chemelec-Zelle haben sich zur Abwasserreinigung bewährt. Der Strombedarf beträgt jedoch bei der ECO-Zelle pro Kubikmeter Wasser etwa 4,5 kWh, einschließlich der Stromerzeugung für die Rotation. Dabei können Silber- oder Kupferkonzentrationen von ca. 100 ppm auf 2 ppm gesenkt werden.
Elektrochemisches Abtragen wird auch elektrochemische Metallbearbeitung genannt. Dabei wird das Werkstück als Anode geschaltet und das Metall löst sich dann durch große Nähe zur Kathode auf. Durch die Formgebung der Kathode kann die Ablösung an der Anode beeinflusst werden. Als Metalle eignen sich Aluminium, Kobalt, Molybdän, Nickel, Titan, Wolfram, Stahl und Eisenlegierungen. Als Elektrolyt dient Natriumnitrat oder Natriumhydroxid. Die Stromdichten liegen bei diesem Prozess um 160 A/cm2.[13]
  • Isotopentrennung
Im natürlichen Wasser ist etwas Deuterium enthalten. Da Deuterium sehr viel langsamer als Wasserstoff an der Kathode zum Mischgasmolekül Deuteriumwasserstoff reagiert, lässt sich Deuterium elektrolytisch anreichern.[12]
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Wenig dokumentiert ist die elektrodynamische Elektrolyse, in der die Ionen in einem pulsierenden elektrischen und magnetischen Feld beschleunigt werden.
Zur Optimierung des Wirkungsgrades der Elektrolyse können auch Temperaturerhöhung und Photonenbestrahlung (Solarhydrolyse) Einsatz finden. Auch Vakuum kann in der Extraktion von gasförmigen Elektrolyseprodukten wirkungsgraderhöhend angewandt werden.

Wirtschaftliches

Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes wurden im Jahr 2007 die folgenden Mengen an Metallen oder Chemikalien in Deutschland hergestellt.[14]
Stoff Herstellungsmenge t (m3)/Jahr Verkaufswert Mio. €
Natronlauge (wässrig) 4.316.903 501
Chlorgas 5.082.913 421
Kalilauge (wässrig) 177.506 52
Aluminium (unlegiert) 279.660 529
Aluminium (legiert) 1.033.860 1.397
Gold (als Halbzeug) 91 901
Silber (als Halbzeug) 2.635 455
Kupfer (raffiniert) 553.300 1.629
Zink (rohform, raffiniert) 264.843 654
In den USA liegen die hergestellten Elektrolyseprodukte um den Faktor 2–3 höher. Dort werden ca. 5 % der gesamten Stromproduktion für die Elektrolyse benötigt.[15]

Ausblick

Die Elektrolyse, mit ihren sehr hohen Wirkungsgraden bei Stoffumwandlungen, könnte neben erneuerbaren Energien zu einem synergetischen Schlüsselverfahren für die Menschheit werden, um zukünftig Strom aus erneuerbaren Energien für wichtige chemische Prozesse zu nutzen. Im Gegensatz zur Verbrennung der endlichen, fossilen Rohstoffreserven (Erdöl und Erdgas) lassen sich mit solaren Strom auch anorganische und organische Stoffumwandlungen durchführen, bei denen der Kohlendioxidausstoß nicht ansteigt.
Möglich sind die Umwandlung von Solar- oder Windenergie in Strom. Der Strom kann elektrolytisch zur Herstellung von Wasserstoff und Sauerstoff genutzt werden. Auch die Reduktion von Kohlendioxid wäre denkbar.[16].

Einzelnachweise

  1. M. Binnewies, M. Jäckel, H. Willner, G. Rayner-Canham: Allgemeine und Anorganische Chemie. 2. Auflage, Spektrum Verlag, Heidelberg 2011, ISBN 3-8274-0208-5, S. 267
  2. Ullmann Encyklopädie der technischen Chemie 3. Auflage, Bd. 6, S. 444
  3. A. Hickling, S. Hill. "Oxygen Overvoltage. The influence of Electrode Material, Current Density and Time in aqueous solutions" in Discussions of the Faraday Society, No.1 (1947)
  4. ↑ A. Hickling, F.W. Salt "Studies In Hydrogen Overvoltage At High Current Densities: Part I", Trans. Faraday Soc., Band 36, S. 1226 (1940)
  5. Gerd Wedler: "Lehrbuch der physikalischen Chemie", Verlag Chemie, S. 183+186
  6. Ullmann Encyklopädie der technischen Chemie 3. Auflage, Bd. 6, S. 450
  7. Ullmann Encyklopädie der technischen Chemie 4. Auflage, Bd. 3, S. 269-271, 281
  8. Ullmann Encyklopädie der technischen Chemie 3. Auflage, Bd. 6, S. 474
  9. Ann. d. Physik (4) 61, 718 (1920)
  10. Berg- und Hüttenmännische Zeitschrift (1885), 249, 260, 273
  11. Alexander Stubinitzky: Ökoeffizienzanalyse technischer Pfade für die regenerative Bereitstellung von Wasserstoff als Kraftstoff. In: Fortschritt-Berichte VDI. Reihe 6 Energietechnik, Nr. 588, VDI Verlag, Düsseldorf 2009, ISBN 978-3-18-358806-0, ISSN 0178-9414.
  12. Ullmann Encyklopädie der technischen Chemie 4. Auflage, Bd. 3, S. 302
  13. Ullmann Encyklopädie der technischen Chemie 4. Auflage, Bd. 3, S. 302, 5. Auflage, Band A9, S. 233 ff.
  14. Statistisches Bundesamt, Produzierendes Gewerbe Jahr 2007, Fachserie 4, Reihe 3.1, Erschienen: 6. Mai 2008
  15. Kirk Othmer, Encyclopedia of Technology, 5. Auflage, 2005, Vol. 9, S. 619
  16. Andreas Bandi, Elektrolyseverfahren und -vorrichtung zur Synthese von Kohlenwasserstoffverbindungen mittels Kohlendioxid-Umwandlung, Offenlegungsschrift DE4126349 A1

Literatur

  • Handbuch der experimentellen Chemie Sekundarbereich II, Band 6: Elektrochemie, Aulis Verlag Deubner GmbH & Co. KG
  • Ullmann Encyklopädie der technischen Chemie 3. Auflage, Band 6, S. 253–304; 4. Auflage, Band 3, S. 262–298, 5. Auflage, Band A9, S. 220 ff..
  • Gerd Wedler, Lehrbuch der Physikalischen Chemie, Verlag Chemie 1982, ISBN 3-527-25880-9, S. 172–212, S. 405–445, S. 821–836
  • Udo R. Kunze, Grundlagen der quantitativen Analyse, Georg Thieme Verlag, Oktober 1980, S. 169–171.
  • Carl H. Hamann, Wolf Vielstich: Elektrochemie, 4. Auflage, WILEY-VCH Verlag GmbH & Co. KGaA, Weinheim 2005, ISBN 3-527-31068-1 .
  • B. Speiser: Elektroanalytische Methoden I: Elektrodenreaktionen und Chronoamperometrie, in: Chemie in unserer Zeit 1981, 15, 21–26; doi:10.1002/ciuz.19810150105.
  • W.-D. Luz, E. Zirngiebel: Die Zukunft der Elektrochemie, Einige Betrachtungen aus der Sicht der Chemie, in: Chemie in unserer Zeit, 1989, 23, 151–160; doi:10.1002/ciuz.19890230503.

Weblinks

 Commons: Electrolysis – Album mit Bildern und/oder Videos und Audiodateien
Weiterführende Links

http://www.zeit.de/2010/35/C-Energiespeicher 
https://secure.wikimedia.org/wikipedia/de/wiki/Energiespeicher