Montag, 8. September 2014

Putz (Baustoff)

Als Putz oder Verputz bezeichnet man einen Belag aus Putzmörtel, der auf Mauerwerk oder Betonflächen an Außen- und Innenwänden sowie Decken aufgebracht wird.
Je nach Einsatzart erfüllt der Putz verschiedene Zwecke, z. B. Herstellung eines glatten Untergrundes zum Beschichten, Fliesen, Streichen oder Tapezieren, Regulierung der Raumfeuchte bei Innenputzen, Wärmedämmung und Wasserabweisung bei Außenputzen und die Herstellung eines ästhetischen Erscheinungsbildes.

Arten 
Verschiedene Arten von Putz werden nach den verwendeten Materialien, i. d. R. nach dem Bindemittel (Kalkputz, Kalkzementputz, Zementputz, Gipsputz, Lehmputz, Silikatputz und organischer bzw. Kunstharzputz), nach dem Ort der Mörtelproduktion (Werk-Trockenmörtel, Baustellenmörtel), nach der Vorbereitung (Handputz, Maschinenputz), nach der Oberflächenbehandlung (Kratzputz, Reibeputz, Kellenwurfputz, Kellenstrichputz), nach der Funktion (Wärmedämmputz, Akustikputz, Sanierputz, Magnetputz) oder nach der Auftragsstärke unterschieden.

Putzaufbau
Traditionell werden Dickschichtputze verwendet, bei denen der Materialauftrag üblicherweise mehr als die Stärke des Größtkorns des Zuschlagstoffs beträgt. Eine Ausnahme stellen grobe Oberputze dar, deren Größtkorn von bis zu 8 mm (selten bis zu 16 mm) durch das relativ dünne Anwerfen des Mörtels oder das spätere teilweise vorgenommene Auswaschen des Bindemittels und Feinkorns (ähnl. Waschbeton) dekorativ aus der Oberfläche hervortritt.[1]
Dünnschichtputze enthalten üblicherweise Kunstharze und andere Zusätze, welche durch Verzögerung der Austrocknung, Erhöhung der Bindekraft und Verbesserung der Verarbeitungseigenschaften eine Auftragsstärke von beispielsweise 3 mm ermöglichen. Spachtelmassen können teilweise sogar „auf Null“ ausgezogen werden. Dünnschichtputze werden häufig zu Sanierung von alten Putzflächen und als letzte dekorative Schicht eines Wärmedämmverbundsystems eingesetzt. Häufig wird zur Vermeidung von Rissen eine Bewehrung in Form eines Glasfaser-Gewebes eingearbeitet.
Spritzbewurf (Haftvermittler): Dünn angerührter Spritzbewurf wird mit der Kelle oder dem Quast auf wenig saugende oder glatte Untergründe (z.B. Beton) netzartig, also nicht deckend, angeworfen. Auf stark saugenden (z.B. niedrig gebrannte Ziegel, Gips oder Lehm) oder ungleichmäßigen Untergründen (verschiedene Materialien) wird der Spritzputz vollflächig angeworfen.
Haftbrücke: Statt Spritzbewurf werden auf Betonflächen im Regelfall organische Haftbrücken, z.B. zur Vorbehandlung für Gipsputze oder mineralische Haftbrücken zur Untergrundvorbehandlung von Kalk-Zementputzen verwendet.
Unterputz (Grundputz): Auf normal saugenden Untergründen kann der Unterputz in Stärken von 1 bis 3 cm (in Sonderfällen bis 10 cm) direkt auf den Untergrund aufgetragen werden. Der Unterputz soll Unebenheiten ausgleichen. Variiert die zum Ausgleich erforderliche Schichtdicke um mehr als 5-10 mm, wird in der Regel jedoch ein vorheriges Auffüllen der tieferliegenden Stellen nötig, da sich die Putzfläche sonst nicht mehr gleichmäßig abziehen läßt. Soweit sie nicht gebündelt auftreten, lassen sich einzelne Rohre und Kabel jedoch üblicherweise vielfach im Unterputz einbetten. Der Unterputz dient als Träger für Oberputze (Edelputze). Traditionelle Unterputze enthalten als Bindemittel meist verschiedene Kalke (oft mit Anteilen an Zement) oder Gips. Sie dienen in Innenräumen teilweise als Untergrund für Tapeten oder Anstriche. Putze mit höherem Zementanteil werden als Sockelputze oder in Feuchträumen (z. B. Keller und Bäder) und als Tragschicht von harten Wandbekleidungen (Naturstein, Fliesen) verwendet.
Oberputz: Mit Oberputz wird die letzte Putzlage eines Putzsystems im Außen- und Innenbereich bezeichnet. Er kann als Dünnschichtputz (organisch gebundener Putz, Schichtdicke = maximale Kornstärke) oder Dickschichtputz (überwiegend mineralisch gebundener Putz, Schichtstärke > Größtkorn) ausgeführt werden. Mineralisch gebundene Oberputze sind bauphysikalisch günstiger, benötigen jedoch für ein gleichmäßiges Erscheinungsbild und zum Wetterschutz meist einen Egalisationsanstrich.

Nach Materiall
  • Kalkputz: Wird meist als Putz für historische Gebäude, aufgrund seiner geringen Festigkeit und besseren Spannungsaufnahme genutzt. Benötigt zur Verarbeitung den versierten Fachhandwerker und längere Trocknungszeiten.
  • Lehmputz: Lehmputz wird im mitteleuropäischen Klima in erster Linie in Innenräumen verwendet.
  • Kalkzementputz: Klassischer Putz für innen und außen. Häufig auch als Kalkzementleichtputz (enthält kleinste Styroporkügelchen oder mineralische Zuschläge, z. B. Bims oder Blähglas) an Fassaden und in Feuchträumen verwendet.
  • Gipsputz, Gips-Kalk-Putz oder Gips-Kalk-Zement-Putz: Geglätteter oder verriebener Putz für den Innenbereich. Geeignet zur weiteren Beschichtung mit Tapeten. Er darf in Feuchträumen bis Beanspruchungsklasse W3 (d.h. häusliche Küchen und Bäder) eingesetzt werden, jedoch nicht in gewerblich genutzten Nassräumen, Garagen o.ä. (Beanspruchungsklasse W4).
Im Außenbereich wird gipshaltiger Putz nur ausnahmsweise in der Denkmalsanierung zum Nachstellen historischer Putzmischungen verwendet.
  • Baumwollputz: Wand- und Deckenbeschichtung für Innenräume, die aus Baumwollfasern und verschiedenen Füll- und Effektstoffen besteht. Als Bindemittel wirkt Zellulose. Baumwollputz und andere Naturfaserbeschichtungen werden meist als Endbeschichtung anstatt einer Tapete oder eines Reibe- oder Kratzputzes eingesetzt.


Nach der Oberflächengestaltung

  • Rauputz: Durch traditionelle und oft regional differenzierte Behandlung beim bzw. nach dem Auftragen werden unterschiedliche Oberflächeneffekte erzielt. Zu den Rauputzen gehören beispielsweise Rappputz, Kratzputz, Graupenputz, Knottenwurf etc.
  • Die Oberfläche von Strukturputzen wird nach dem Auftragen durch die Bearbeitung mit der Kelle, dem Reibebrett, dem Quast oder anderen Werkzeugen gestaltet (z.B. Kellenstrichputz).
  • Reibeputz: Je nach Körnung des Zuschlagstoffs wird die Oberfläche des Putzes bei der Behandlung mit dem Reibebrett geglättet oder strukturiert (z.B. Münchner Rauputz, Wurmputz)
  • Filzputz: Der Putz wird mit einem Filzbrett eingeebnet und abgerieben und erhält dadurch eine nahezu glatte Oberfläche.
Das Reiben und Filzen von Außenputzen sollte vermieden werden, da es zur Anreicherung des Bindemittels an der Oberfläche und so zu dessen Verhärtung und Anfälligkeit für Risse führt. Aus dem gleichen Grund soll auch Innenputz nicht übermäßig lange mit Reibe- oder Filzbrett bearbeitet werden.
  • Glattputz: Mithilfe von Glättkelle, Glätteisen oder polierten Steinen (Tadelakt) wird die Oberfläche von langsam abbindenden Kalk- oder Lehmputzen ein- oder mehrmals geglättet (Stucco Lustro). Moderne kunstharzgebundene Glattputze werden auch aufgespachtelt und geschliffen. Glättputz im Außenbereich ist rissanfällig, häufig wenig feuchtigkeitsausgleichend und erscheint im Streiflicht oft ungleichmäßig.
  • Schlämmputz und Schweißputz wird typischerweise zur Sanierung bzw. Überarbeitung von rissigen Altputzen oder als dünner (steinsichtiger) Überzug auf Naturstein- oder Ziegelwänden verwendet.
  • In mittaelalterlichen Bauten wie Burgen wurde oft der Rasa-Pietra-Verputz angewendet. ( = verstrichener Stein). Bei dieser Technik wurde der Mörtel zwischen den einzelnen Mauersteinen verstrichen, bis die Mauer eine nahezu ebene Fläche bildete, die Steinköpfe jedoch unbedeckt blieben. Manchmal wurden zusätzlich mit der Maurerkelle Fugen in den feuchten Mörtel gezogen, um ein Fugenbild zu erhalten („Fugenstrich“).