Dienstag, 15. März 2011

Auszug: 10 Grundsatzpunkte aus dem Buch "Desingmodelle" von Ben van Berkel


Auszug: 10 Grundsatzpunkte aus dem Buch "Desingmodelle" von Ben van Berkel









Punkt 1
Die erste Falle ist diejenige, in die man als Student geraten könnte. Parametrische Entwurfsverfahren haben dazu geführt, dass das Technische ins Zentrum rückte, das gewünschte Resultat aus dem Blickfeld geriet und eine tödlich homogene Fülle von "Avantgarde-Entwürfen" entstand.

Punkt 2In die zweite Falle sind die coolen Typen gegangen. Auch kritische, konzeptuelle Architektur kann sich nicht weiter entwickeln. Die nichtig-leere Haltung "dagegen zu sein" verwandelt sich – auf die Architektur bezogen – in unverblümte Heuchelei. Man betrachte nur die Beispiele dafür, wie unter dem Vorwand kritischer Gesinnung ein neuer Markt aufgespürt wurde.

Punkt 3Auf die Glücklichen schließlich wartet die dritte Falle. Es ist die Situation der Stars. Die Entwürfe sind übermäßig organisiert und in gewisser Weise vorverpackt, marktorientiert und diktiert von Trends und Moden.

Punkt 4
Zum durchdachten, differenzierten Experimentieren gehört der Ausgleich zwischen einem prozessorientierten Ansatz mit seinem offenen Ausgang und einer anhaltend maßgebenden fachlichen Version, die eine Ausformulierung langfristiger Zielvorstellungen verlangt.

Punkt 5
Die Formulierung dieser treibenden Ambition in architektonischen Begriffen macht die Formulierung von Konzepten nötig, die sprachlich ausgedrückte Ideen mit konstruktiven, kompositorischen und organisatorischen Paradigmen verbinden.

Punkt 6
Es gibt heute keinen ästhetischen Diskurs, sondern einen nicht unproblematischen ethischen Diskurs. Das Entwurfsmodell ist der Versuch, Vorurteile und zu Tode gerittene Argumente durch die Formulierung "trockener" Konzepte zu umgehen, die noch frei sind von den Manipulationen, für die unser Beruf so fatal anfällig ist.
Punkt 7
Wir brauchen ein Korrekturinstrument; Entwerfen kennt keine Grenzen. Das Designmodell ist ein Eichmaß, das dabei hilft, Gelungenes von Irrwegen zu unterscheiden.

Punkt 8
Das Designmodell stellt dem entwerfenden Architekten nicht etwa ein einziges wichtiges Paradigma zur Verfügung, sondern integriert mehrere Elemente. Es stellt nicht nur einfach fest: "Fläche" oder "Falte"; es instrumentalisiert dieses Konzept vielmehr, um die realen Bestandteile eines verwirklichten architektonischen Werks einzubauen.

Punkt 9
Das Designmodell ist ein Prototyp und kann sich entwickeln und in wechselnden Situationen und Projekten eingesetzt werden.

Punkt 10
Das Designmodell bündelt Komplexität: es integriert Verkehrslenkung, Konstruktion, Budget, Programme und Ausrichtung ebenso wie sein eigenes Grundprinzip.